In der modernen Papierproduktion sind Altpapier und Frischfaserzellstoff die am häufigsten verwendeten Rohstoffe. Manchmal sind Altpapier und Frischfaserzellstoff jedoch in bestimmten Gebieten nicht verfügbar, schwer zu beschaffen oder zu teuer. In diesem Fall kann der Hersteller die Verwendung von Weizenstroh als Rohstoff für die Papierherstellung in Betracht ziehen. Weizenstroh ist ein gängiges Nebenprodukt der Landwirtschaft, das leicht zu beschaffen, in großen Mengen vorhanden und kostengünstig ist.
Im Vergleich zu Holzfasern ist Weizenstrohfaser knuspriger und schwächer, sie lässt sich nicht so leicht weiß bleichen. Daher wird Weizenstroh meist zur Herstellung von Wellpappe oder Hohlpappe verwendet. Einige Papierfabriken mischen Weizenstrohzellstoff auch mit Frischfaserzellstoff oder Altpapier, um minderwertiges Tissuepapier oder Büropapier herzustellen. Wellpappe oder Hohlpappe gelten jedoch als die beliebtesten Produkte, da der Produktionsprozess vergleichsweise einfach und die Produktionskosten geringer sind.
Für die Papierherstellung muss Weizenstroh zunächst geschnitten werden. Eine Länge von 20–40 mm ist ideal, da sich das Stroh so leichter transportieren und mit den Kochchemikalien vermischen lässt. Normalerweise wird hierfür eine Weizenstroh-Schneidemaschine benötigt. Da Weizen in der modernen Landwirtschaft jedoch meist maschinell geerntet wird, ist eine Schneidemaschine in diesem Fall nicht mehr zwingend erforderlich. Nach dem Schneiden wird das Weizenstroh mit den Kochchemikalien vermischt. Üblicherweise wird hierfür Natronlauge verwendet. Um die Kochkosten zu senken, kann alternativ auch Kalkwasser eingesetzt werden. Sobald das Weizenstroh gut mit den Kochchemikalien vermischt ist, wird es in einen Kugelfermenter oder ein unterirdisches Kochbecken überführt. Für kleinere Rohstoffmengen empfiehlt sich ein unterirdisches Kochbecken. Die Bauarbeiten sind zwar kostengünstiger, die Effizienz jedoch geringer. Für höhere Produktionskapazitäten sollten Kugelfermenter oder kontinuierliche Kochanlagen eingesetzt werden. Der Vorteil liegt in der höheren Kocheffizienz, allerdings sind die Anlagenkosten entsprechend höher. Das unterirdische Kochbecken oder der kugelförmige Kocher wird mit Heißdampf beaufschlagt. Durch die Temperaturerhöhung im Behälter oder Tank und die Zugabe des Kochmittels werden Lignin und Fasern voneinander getrennt. Nach dem Kochprozess wird das Weizenstroh aus dem Kochbehälter oder -tank in einen Absetzbehälter oder Sedimentationsbehälter entladen, um die Fasern zu extrahieren. Üblicherweise werden hierfür Bleichmaschinen, Hochgeschwindigkeits-Zellstoffwaschmaschinen oder Bivis-Extruder eingesetzt. Bis dahin sind die Weizenstrohfasern vollständig extrahiert. Nach der Aufbereitung und Siebung werden sie zur Papierherstellung verwendet. Neben der Papierproduktion können Weizenstrohfasern auch zur Herstellung von Holztabletts oder Eierkartons verwendet werden.
Veröffentlichungsdatum: 30. September 2022
