KraftpapierDas entsprechende deutsche Wort für „stark“ ist „Rindsleder“.
Ursprünglich wurden als Rohstoffe für Papier Lumpen und fermentierter Zellstoff verwendet. Mit der Erfindung des Brechers wurde das mechanische Aufschlussverfahren eingeführt und die Rohstoffe im Brecher zu faserigen Substanzen verarbeitet. 1750 erfand die Niederländerin Herinda Bita die Papiermaschine, und die Papierproduktion im großen Maßstab begann. Die Nachfrage nach Rohstoffen für die Papierherstellung überstieg das Angebot deutlich.
Daher begann man im frühen 19. Jahrhundert mit der Erforschung und Entwicklung alternativer Rohstoffe für die Papierherstellung. 1845 erfand Keira den gemahlenen Holzzellstoff. Dieser Zellstoff wird aus Holz hergestellt und durch hydraulischen oder mechanischen Druck zu Fasern zerkleinert. Allerdings enthält gemahlener Holzzellstoff fast alle Bestandteile des Holzmaterials, weist jedoch kurze und grobe Fasern auf, ist von geringer Reinheit, geringer Festigkeit und vergilbt nach längerer Lagerung leicht. Dieser Zellstofftyp ist jedoch gut verwertbar und kostengünstig. Gemahlener Holzzellstoff wird häufig zur Herstellung von Zeitungspapier und Karton verwendet.
1857 erfand Hutton den chemischen Zellstoff. Diese Zellstoffarten lassen sich je nach verwendetem Delignifizierungsmittel in Sulfitzellstoff, Sulfatzellstoff und Natronlaugezellstoff unterteilen. Bei der von Hutton entwickelten Natronlaugezellstoffherstellung werden Rohstoffe bei hoher Temperatur und hohem Druck in einer Natriumhydroxidlösung gedämpft. Dieses Verfahren wird üblicherweise für Laubbäume und stammartige Pflanzenmaterialien verwendet.
1866 entdeckte Chiruman Sulfitzellstoff. Dieser wurde hergestellt, indem man einer sauren Sulfitlösung mit überschüssigem Sulfit Rohstoffe hinzugab und diese bei hoher Temperatur und hohem Druck kochte, um Verunreinigungen wie Lignin aus Pflanzenbestandteilen zu entfernen. Gebleichter Zellstoff und Holzzellstoff können gemischt als Rohstoff für Zeitungspapier verwendet werden, während gebleichter Zellstoff sich für die Herstellung von hochwertigem und mittelpreisigem Papier eignet.
1883 erfand Daru den Sulfatzellstoff, bei dem eine Mischung aus Natriumhydroxid und Natriumsulfid unter hohem Druck und bei hohen Temperaturen gekocht wird. Aufgrund seiner hohen Faserfestigkeit wird der so hergestellte Zellstoff auch „Rindslederzellstoff“ genannt. Kraftzellstoff lässt sich aufgrund des braunen Lignins nur schwer bleichen, weist aber eine hohe Festigkeit auf, sodass sich das daraus hergestellte Kraftpapier sehr gut als Verpackungspapier eignet. Gebleichter Zellstoff kann auch anderem Papier zugesetzt werden, um Druckpapier herzustellen, wird aber hauptsächlich für Kraftpapier und Wellpappe verwendet. Insgesamt hat sich Papier seit dem Aufkommen von chemischem Zellstoff wie Sulfitzellstoff und Sulfatzellstoff von einem Luxusartikel zu einem billigen Handelsgut gewandelt.
1907 entwickelte Europa Sulfitzellstoff und Hanfmischzellstoff. Im selben Jahr gründeten die USA die erste Kraftpapierfabrik. Bates gilt als Begründer der „Kraftpapiertüten“. Er verwendete Kraftpapier zunächst für die Verpackung von Salz und erhielt später ein Patent auf „Bates-Zellstoff“.
Im Jahr 1918 begannen sowohl die USA als auch Deutschland mit der maschinellen Produktion von Kraftpapiertüten. Auch Houstons Vorschlag zur „Anpassungsfähigkeit von schwerem Verpackungspapier“ entstand zu dieser Zeit.
Die Santo Rekis Paper Company in den Vereinigten Staaten gelang der erfolgreiche Einstieg in den europäischen Markt mithilfe der Nähmaschinentechnologie für Beutelnähte, die später im Jahr 1927 in Japan eingeführt wurde.
Beitragszeit: 08.03.2024